Aufgaben, die den Abruf von kürzlich gelernten Inhalten erfordern, können das Erinnern dieser Inhalte erleichtern („Testing Effekt“). Abrufaufgaben können aber auch metakognitive, motivationale und kognitive Auswirkungen haben, die die Effizienz des weiteren Lernens nach dem Abruf beeinflussen. Diese Einflüsse werden als indirekte Effekte der Abrufübungen bezeichnet. Auch wenn diese indirekten Abrufeffekte selten isoliert untersucht wurden, gibt es bereits eine Vielzahl an Erkenntnissen aus verschiedenen Forschungstraditionen, die uns erlauben Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie sich Abrufübungen auf das nachfolgende Lernen auswirken und welche Lernziele wie erreicht werden können. In diesem Artikel werden metakognitive, motivationale und lernzielspezifische Effekte zusammengestellt und erläutert, wie diese im Unterricht genutzt werden können. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf bedeutungshaltiges Lernen, das auf Verständnis des Lernstoffes abzielt. In unserer Zusammenstellung wird deutlich, dass es keine ideale Art gibt, indirekte Effekte von Abrufübungen zu nutzen. Je nach Lernzielen und den Eigenschaften der Lernenden sind unterschiedliche Arten der indirekten Abrufübungen zu empfehlen, da unterschiedliche Abrufarten jeweils Schwächen und Stärken in Bezug auf bestimmte Ziele haben. Sowohl Lehrende als auch Lernende sollten um die spezifischen Wirkmechanismen der indirekten Effekte der Abrufübungen wissen, um das eigene Lernverhalten oder das anderer Lernender gezielt optimieren zu können.
Learning tasks, that require the retrieval of recently learned contents can help remember these contents (testing effect). However, retrieval tasks can also have substantial metacognitive, motivational, and cognitive effects, which determine the efficiency of subsequent learning. These influences on subsequent learning are called indirect effects of retrieval practice. Although indirect effects have rarely been studied in isolation, there is already a large body of research from other research traditions that allows to draw conclusions about how retrieval practice affects subsequent learning. In this article, we compile and explain metacognitive, motivational, and learning goal-specific effects. We emphasize in particular the effects on meaningful learning that aims at understanding. In our overview, it gets clear that there is no single ideal way to exploit indirect effects of retrieval practice. Depending on the targeted learning goals and learner characteristics, different types of indirect retrieval practice are recommendable, as different types of retrieval have different strengths and weaknesses with respect to specific goals. Both teachers and learners should be aware of the specific mechanisms of the different indirect effects evoked by retrieval practice to deliberately optimize learning behavior.
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