Die vorliegende retrospektive Untersuchung befaßt sich mit der sequentiell-alternierenden Chemotherapie metastasierender, nicht-seminomatöser Hodentumoren. Die therapeutische Wertigkeit der Zytostatikakombinationen Adriamycin/Cisplatin (Kombination A) und Bleomycin/Vinblastin (Kombination B) wurde in Abhängigkeit von Tumorhistologie und Tumorstadium bestimmt. Untersucht wurden 180 Patienten, die die Kombination A entweder während der beiden ersten Therapiekurse (n = 63) oder nach zweimaliger Vorbehandlung mit der Kombination B (n = 117) erhalten hatten. 151 von 180 (84%) der mit Adriamycin/Cisplatin behandelten Patienten wiesen ein Tumoransprechen auf, wobei die Ansprechrate bei den unvor-behandelten Patienten 95 % (60/63 Patienten) und bei den vorbehan-delten Patienten 78% (91/117 Patienten) betrug. Die Gruppe der mit der Kombination B behandelten Patienten (n = 157) umfaßt 116 unvorbehandelte und 41 mit Adriamycin/Cisplatin vorbehandelte Patienten. Bei 131 von 157 Patienten (84%) zeigte sich ein Tumoransprechen; eine Abhängigkeit von der Vorbehandlung war hier nicht nachweisbar. Die Analyse der Therapieversager im Hinblick auf die Tumorhistologie ergab eine etwa 2,5fach höhere Versagerrate der Kombination A bei embryonalen Tumoren (Klasse II nach Dixon und Moore) als bei vorwiegend chorealen Tumoren (Klasse V). Die Kombination B versagte in den Histologieklassen II, III und IV mit durchschnittlich 14% weniger häufig als bei Tumoren der Klasse V (22%). Neben der Tumorhistologie war auch ein Einfluß des Tumor-stadiums auf das Therapieansprechen zu verzeichnen. Beide Therapiekombinationen versagten in den Stadien II C und IV D häufiger als in den Stadien geringerer Tumormasse. Die Ergebnisse sprechen für eine nur partielle Kreuzresistenz zwischen beiden Zytostatikakombinationen. Bei Resistenz von Bleomycin/Vinblastin war die Kombination A noch bei 18 von 26 Patienten (69%) wirksam. Die Kombination B erwies sich nach Versagen von Adriamycin/Cisplastin bei 14 von 24 Patienten (58%) als effektiv. Eine Therapieresistenz war zu 93% bereits nach dem ersten Therapiekurs einer Zytostatikakombination erkennbar und ermöglichte damit in der Regel noch einen rechtzeitigen Therapiewechsel auf die jeweils alternative Zytostatikakombination.