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Abstract
Der Klimawandel beeinträchtige unsere Gesundheit in vielfacher Hinsicht, so Claudia
Traidl-Hoffmann, Augsburg. Hitzeperioden, Waldbrände, Wetterextreme, Überschwemmungen
und Dürren einerseits und die Biodervisitätskrise mit Veränderung der Vektorökologie,
Luftschadstoffe sowie Allergenzunahme andererseits sind zusammen verantwortlich für
eine Zunahme von Atemwegs- und kardiovaskulären Erkrankungen - aber auch von Allergien
und Neurodermitis.
Der Klimawandel brächte längere Pollenflugzeiten mit sich, es flögen mehr Pollen,
sie würden aggressiver und es kämen neue Pollen hinzu, erläutere die Expertin. Inzwischen
finde sich im Pollenflugkalender fast kein Tag im Jahr mehr ohne Pollenflug. Studiendaten
zeigen z. B., dass Pollen etwa die angeborene Abwehr gegen Atemwegsviren schwächt
[Gilles S et al. Allergy. 2020;75(3):576-87]. Außerdem wurde im Rahmen einer Studie
mit Daten aus insgesamt 31 Ländern nachgewiesen, dass höhere Pollenkonzentrationen
in der Luft mit erhöhten SARS-CoV-2-Infektionsraten korrelieren [Damialis A et al.
Proc Natl Acad Sci U S A. 2021;118(12):e2019034118]. Dieser Effekt war auf Basis deutscher
Daten nicht Folge einer erhöhten Frequenz von Tests auf SARS-CoV-2 bei Menschen mit
Allergiesymptomen [Gilles S et al. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021; 118(34):e2110982118].
Relevant für Städteplanung
Darüber hinaus wurde ganz aktuell beobachtet, dass Birkenpollenextrakt die Replikation
des humanen Cytomegalievirus in von Monozyten abgeleiteten dendritischen Zellen verstärkt
(Fneish Z et al. Allergy. 78(2):543-6]. Diese Erkenntnisse müssten bei der Städteplanung
berücksichtigt werden, forderte Traidl-Hoffmann. Gefragt sei eine höhere Biodiversität
in Städten. Auch müssten Städte klimaresilient geplant und hoch-allergene Bäume langfristig
durch niedrig-allergene Bäume ersetzt werden.
Nachgewiesen ist laut Traidl-Hoffmann zudem, dass atopische Erkrankungen durch die
globale Veränderung begünstigt werden. So werde die Epithelbarriere der Haut, der
Lunge und des Darms durch Klimawandel und Verlust der Artenvielfalt, veränderte Ernährungspräferenzen,
Veränderungen des Mikrobioms und Dysbiosen sowie Umweltschädliche Stoffe zerstört.
Vorschläge dazu, wie der Gesundheitssektor dieser Entwicklung begegnen kann, wurden
schon 2022 publiziert [Agache I et al. Allergy. 2022;77(5):1389-407].
Empfehlungen der Expertin
Traidl-Hoffmann empfahl neben einer spezifischen Immuntherapie zur Prävention des
atopischen Marsches eine Vorbereitung auf höhere Pollenkonzentrationen, eine Anpassung
von Outdoor-Aktivitäten, eine Verstärkung der Polleninformationsdienste, eine präventive,
d. h. pflanzenbasierte, diversere Ernährung - und nicht zuletzt mehr aktive Fortbewegung.
Weiter plädierte sie für eine nachhaltige Praxisgestaltung, die Förderung erneuerbarer
Energien, eine Optimierung der Abfallwirtschaft und eine Kostenreduktion.
Traidl-Hofmann C. "Hot Topic: Klimawandel und Allergien", 13. Allergologie-Update-Seminar,
3. bis 4. März 2023
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