Die negativen Auswirkungen von sexueller Gewalt auf die Gesundheit sind im vergangenen Jahrzehnt weltweit erneut stark in den gesundheitspolitischen Fokus gerückt. Bislang fehlen für Deutschland bevölkerungsrepräsentative Daten, auf deren Basis die Lebenszeitprävalenz für unterschiedliche Altersgruppen sowie spezifische Zusammenhänge zu gesundheitsbezogenen Faktoren dargestellt werden können.
Die Studie untersucht 1) die Lebenszeitprävalenz für Sex sowie sexuelle Berührung gegen den eigenen Willen im Kindesalter und über die Lebensspanne sowie 2) die Zusammenhänge mit gesundheitsbezogenen Faktoren.
4955 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren wurden in einer zweistufig geschichteten, randomisierten Einwohnermeldeamtsstichprobe im Rahmen des bundesweiten wissenschaftlichen Survey „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD) befragt. Die Zusammenhänge mit soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Faktoren wurden (altersadjustiert und stratifiziert für Geschlecht) mittels logistischer Regression berechnet.
Für Frauen lag die Lebenszeitprävalenz für (versuchten/vollzogenen) Sex bei 14,9 % und für (versuchte/vollzogene) sexuelle Berührung gegen den Willen bei 40,8 %, für Männer bei 3,1 % respektive 13,2 %. Für erzwungenen Sex vor dem 14. Lebensjahr lag die Prävalenz bei 2,1 %, für sexuelle Berührung bei 7,5 %. Es zeigten sich höhere Prävalenzen bei Personen mit beeinträchtigter Lebensqualität, schlechtem Gesundheitszustand, chronischer Erkrankung oder Behinderung, einer Behandlung aufgrund von Depression oder einer anderen psychischen Störung im letzten Jahr.
In the last decade, the negative effects of sexual violence on health have again become a focus of health policies worldwide. So far, representative population data on lifetime prevalence for different age groups and specific links to health-related factors for Germany are lacking.
The study aimed to assess 1) the lifetime prevalence of self-reported nonconsensual sexual intercourse and sexual touch in childhood and across the lifespan and 2) associations with health-related factors.
Using a two-step stratified, randomized sample of residents’ registration offices, 4955 persons aged 18 to 75 years were interviewed within the scope of the nationwide scientific survey on health and sexuality in Germany (GeSiD). The associations between experiences of sexual violence and socio-demographic and health-related factors were age-adjusted and stratified for gender using logistic regression.
For women, the lifetime prevalence of (attempted/completed) nonconsensual intercourse was 14.9% and in the form of (attempted/completed) nonconsensual sexual touching was 40.8%; for men the prevalences were 3.1% and 13.2%, respectively. Regarding forced experiences in childhood, the prevalence of sex was 2.1% and of sexual touching was 7.5%. For both genders, the prevalence of nonconsensual intercourse was significantly higher in the case of low quality of life, poor health condition, a chronic illness or disability, or treatment for depression or for another mental disorder.