Der Aufsatz gibt einen Überblick über neuere Arbeiten zu Verschwörungstheorien. Ausgehend von der in der einschlägigen Forschung geteilten Erkenntnis, dass politische, sozioökonomische und kulturelle Krisen einen günstigen Nährboden für solche Theorien bilden, wird zunächst dargestellt, wie sich die weltweit grassierende COVID-19-Pandemie auf das Verschwörungsdenken auswirkte – und zwar anhand einiger Neuerscheinungen, die dem Genre der „Verschwörungsliteratur“ zuzurechnen sind. Im Anschluss werden Handbücher vorgestellt, welche den State of the Art der Forschung repräsentieren, sowie Arbeiten, die sich mit Verschwörungserzählungen in der Alltags- und Populärkultur beschäftigen. Danach wird die Rolle von Verschwörungstheorien in verschiedenen politisch extremen Milieus beleuchtet: „Reichsbürger“, Rechtsextremisten und -populisten sowie „Querdenker“. Es folgen eine geschichtswissenschaftliche Studie und ethnografisch-kulturwissenschaftliche Arbeiten, die dafür plädieren, sich einer eigene Überzeugungen infrage stellenden Wirklichkeit zu öffnen. Den Abschluss bilden einige Ratschläge zum Umgang mit entsprechenden Erzählungen und eine kurze Erörterung der Frage, ob man angesichts der Relativierung des Wahrheitsbegriffs durch Produzenten und Multiplikatoren von Verschwörungstheorien besser auf diesen Begriff verzichten sollte. Alles in allem lässt sich konstatieren, dass bislang nur wenige Arbeiten zum Thema auf eigenen empirischen Erhebungen etwa zum Selbstverständnis, zur Motivation oder zum soziodemografischen Hintergrund der Anhänger_innen von Verschwörungstheorien basieren.
The essay provides an overview of recent work on conspiracy theories. Books that can be assigned to the genre of conspiracy literature are reviewed, but above all critical works, for example on certain milieus in which conspiracy theories are widespread, on the role of conspiracy thinking in everyday life or on ethnographic and cultural studies approaches. All in all, it can be stated that so far only a few works on the subject are based on their own empirical surveys, for example on the self-image, motivation, or socio-demographic background of the supporters of conspiracy theories.