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      Weniger stationäre Patienten, höhere Mortalität zu Hause

      case-report
      InFo Neurologie + Psychiatrie
      Springer Medizin

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          Abstract

          Zu Beginn der Pandemie sind deutlich weniger Schlaganfallpatienten in Kliniken gekommen, dafür mehr zu Hause und in Pflegeheimen gestorben. Letztlich passen die Zahlen zusammen: Dem Einbruch bei den schlaganfallbedingten Klinikeinweisungen, der vor allem zu Beginn der Pandemie auffiel, steht eine erhöhte Schlaganfallsterblichkeit in Pflegeeinrichtungen und dem privaten Umfeld gegenüber. Die Pandemie hat also nicht auf mysteriöse Weise die Inzidenz von Schlaganfällen verringert, vielmehr sind viele Betroffene zunächst zu Hause geblieben und später offenbar an den Folgen oder Reinfarkten verstorben. Dafür sprechen nicht zuletzt Auswertungen von Klinikdaten aus Deutschland, die Professor Götz Thomalla vom UKE Hamburg vorstellte. Thomalla verwies auf eine Auswertung von Neurologen um Dr. Daniel Richter vom St. Josef-Krankenhaus in Bochum. Sie hatten für März bis Mai 2020 die Zahl der Schlaganfallpatienten in über 1.400 Kliniken in Deutschland mit der Zahl aus dem Vorjahreszeitraum verglichen. Danach kamen in der ersten Pandemiewelle 17 % weniger Patienten mit ischämischen und 16 % weniger mit hämorrhagischen Insulten in deutsche Kliniken, die Zahl der TIA-Patienten reduzierte sich um knapp ein Viertel. Ein ähnlicher Rückgang ist praktisch in allen Industrieländern beobachtet worden, einige liefern nun auch Angaben zu den Konsequenzen. Thomalla verwies auf eine Untersuchung von Totenscheinen in England und Wales: Danach ist in der ersten Pandemiewelle die kardiovaskuläre Mortalität zu Hause um 35 % und in Pflegeheimen um 32 % gestiegen. Haupttodesursache war jeweils der Schlaganfall. Allerdings standen nur 5 % der kardiovaskulären Todesfälle in Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion, die erhöhte Mortalität lässt sich also am ehesten mit vermiedenen Klinikaufnahmen erklären. Tatsächlich, so Thomalla, geht COVID-19 mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einher, und zwar um das Zwei- bis Sechsfache in den ersten beiden Krankheitswochen, in absoluten Zahlen ist der Effekt aber überschaubar: Nach Resultaten von Metaanalysen und Angaben aus globalen Registern beträgt die Schlaganfallrate von hospitalisierten COVID-19-Patienten nur rund 1,3 % bis 1,5 %, etwas mehr als bei Klinikpatienten ohne COVID-19 (1,0 %). "Zerebrovaskuläre Komplikationen, vor allem ischämische Schlaganfälle, kommen bei COVID-19-Patienten zwar vor, sind aber eher selten", sagte der Neurologe. Allerdings seien die Schlaganfallcharakteristika verändert: So werden nach dem globalen Register SVIN häufiger kryptogene Insulte (43 %) beobachtet, und diese gehen mit erhöhten Entzündungsmarkern einher, zudem wird eine hohe Rate von intrakraniellen Gefäßverschlüssen (46 %) und embolischen Infarkten (76 %) registriert. Ein weiterer Punkt: Das mittlere Alter der Patienten mit proximalen Verschlüssen und Thrombektomie beträgt hier 53 Jahre, in Vergleichsserien ohne COVID-19 sind es 60 Jahre. "Es treten unter COVID gehäuft große thrombotische Gefäßverschlüsse bei jüngeren Patienten ohne relevante kardiovaskuläre Risikofaktoren auf", sagte Thomalla. Als Ursache werden eine Aktivierung des Gerinnungssystems, ein Zytokinsturm sowie eine Endothelschädigung diskutiert. Immerhin: Für die Patienten, die in der Pandemie auf eine Stroke Unit kamen, war die Versorgung bisher kaum beeinträchtigt. Thomalla bezog sich auf eine Auswertung des Deutschen Schlaganfallregisters, danach hatte sich in der ersten Welle verglichen mit dem Vorjahreszeitraum bei den Prozesszeiten in den Kliniken, den Lyse- und Thrombektomieraten sowie dem technischen und funktionellen Outcome wenig verändert. In einer Erhebung der Deutschen Schlaganfallgesellschaft wird jedoch über eine zunehmende Belastung berichtet. Von 166 Stroke Units nannten 60 % zeitweise Engpässe bei der Versorgung in der Notaufnahme. Probleme gab es vor allem durch Personalmangel aufgrund von Infektionen, auch war der interne Transport zwecks diagnostischer Untersuchungen eingeschränkt, schließlich klagten die allermeisten Stroke Units über einen pandemiebedingten Aufnahmestopp der Rehazentren. Aktuell, so Thomalla, sei unter der Omikronwelle ein Rückgang der verfügbaren Intensivbetten zu beobachten - bedingt sowohl durch chronischen Pflegekräftemangel als auch COVID-19-bedingte Ausfälle. Stroke Unit:Behandlung im Spannungsfeld. Thomalla G. Versorgung in Pandemiezeiten. 39. Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin (ANIM); 20.-22.1.2022

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          Author and article information

          Contributors
          thomas.mueller@springer.com
          Journal
          InFo Neurologie
          InFo Neurologie + Psychiatrie
          Springer Medizin (Heidelberg )
          1437-062X
          2195-5166
          21 February 2022
          2022
          : 24
          : 2
          : 58
          Affiliations
          Springer Medizin, Neu-Isenburg, Germany
          Article
          2271
          10.1007/s15005-022-2271-y
          8858654
          3919ae56-6ec3-4014-9b57-3bfb9912b82c
          © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2022

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